Kapitän Matti Wagner im Torerausch: Zehn Mal traf er für die Stiere. Foto: Dietmar Albrecht
32:30-Heimerfolg gegen Ludwigsfelder HC
Ganze fünf Minuten und 38 Sekunden mussten die lautstarken 571 Stiere-Fans am Sonntagnachmittag warten, bevor das erste Tor in der Partie gegen den Ludwigsfelder HC fiel. Und das bot noch nicht mal Grund zum Jubeln: Die Gastgeber brachten den ersten Treffer unter. Sechs Minuten weiter im Spielverlauf stand es dann schon 6:6, beide Seiten hatten Tuchfühlung aufgenommen und sich warmgeworfen. „Wir sind durchwachsen gestartet. Gleich zu Beginn lassen wir ein paar freie Bälle liegen“, sagt Headcoach Michael Gutsche. Während die Defensive beider Teams körperbetont agierte, mühten sich die Gastgeber beim Zug zum Tor. Zu viele technische Fehler und ein sehr gut agierender Gäste-Torhüter ließen es in der ersten Halbzeit nicht wirklich zu, dass die Handballstiere sich ordentlich absetzen konnten. Das 12:9 in der 24. Minute markierte den Willen, sich keinen Punkt abknüpfen zu lassen. In die Pause gingen die Schweriner jedoch mit einem aus ihrer Sicht mageren 14:13.
Zum Beginn der zweiten Halbzeit zeichnete sich Yannick Raatz gleich doppelt aus. Erst parierte der Torwart einen Siebenmeter, um dann eine sehenswerte Parade nachzuschieben. Seine Vorderleute ließen allerdings erneut Bälle liegen, agierten zuweilen wenig konzentriert und nahmen die aufkommende Unruhe auf. Zehn Minuten lang wiederholten sich Szenen aus den ersten 30 Minuten. Dann drehten die Gastgeber die Partie – mit riesiger Unterstützung von den Tribünen und der heimischen Bank. Starke Emotionen, ohrenbetäubender Jubel bei Toren und erneut teils glanzvollen Paraden und mitreißende Gesten von der Platte: Das Schweriner Publikum konnte wieder ein Handballfest genießen. Mit einem 4 Tore-Lauf (21:20, 43. und 25:20, 47.) und weiteren drei Treffern (28:21, 49.) zwangen die Handballstiere ihre Gäste gleich zwei Mal in die Auszeit. Auch Keeper Janis Sarrach, der in der ersten Hälfte zu überzeugen wusste, erfreute die Handballfreunde mit einer Siebenmeter-Parade. Viele Fans wähnten das Spiel eine Viertelstunde vor Ende in trockenen Tüchern. Aber weit gefehlt. Vergleichbar mit der Partie gegen Lübbenau brachten die Männer von Michael Gutsche und Co-Trainer Kevin Bartz ihr Spiel erneut nicht sauber zu Ende. Verantwortung zu 100 Prozent übernehmen – das schien manchem Akteur nicht mehr nötig… In nicht mal zehn Minuten vollzogen die Ludwigsfelder den Anschluss (31:30, 59.). Die Gastgeber behielten grandios die Nerven und konnten am Ende mit 32:30 sich feiern lassen.
„Der Sieg geht in Ordnung und ist auch verdient. Wir sind glücklich mit zwei Punkten“, schätzt Michael Gutsche nach Abpfiff ein. Es wären aus seiner Sicht mehr Tore drin gewesen. Er hätte sicherlich auch mehr Konstanz gesehen. So bleibt Luft nach oben und für die Stiere die Option der Weiterentwicklung. Unbedingt zu erwähnen ist der wachsende Kampfgeist, der mannschaftsdienliche Support und der Biss, mit dem nicht nur die Vielfach-Torschützen Matti Wagner (10), Daniel Leśniak (8) und Joel Müller (6) an den Tag legten. Es macht Spaß, dieser Mannschaft zuzusehen.
Eine Standortbestimmung steht am Sonnabend an. Dann reisen die Mecklenburg Stiere zum Spitzenspiel zum Tabellennachbarn LHC Cottbus. Der Absteiger hat seinen Drittliga-Kader weitgehend gehalten und ist zum Siegen verdammt. „Das sind Spiele, auf die ich mich freue“, blickt Michael Gutsche voraus. Auch als klarer Außenseiter fahren die Schweriner erhobenen Hauptes in die Lausitz. Barbara Arndt
Raatz, Sarrach – Runge 4, Fröbel, Wolf 1, Präckel, Ivanytsia, Leśniak 8, Lübbert 2, Finkenstein, Wagner 10, Kortstegge 1/1, Müller 6, Gieratz